[Spielt etwa 18 Jahre vor Buch 1 der Hexenflug Chroniken, ca. 2 Jahr nach offiziellem Kriegsbeginn]

“Hey Mama, bist du noch in der Stadt?” Aileana Munroe konnte sich ein Schluchzen nicht verkneifen, ihre nasale Stimme verriet ihren körperlichen und geistigen Zustand.

Scheiße, sie war eine verdammte Erwachsene, 24 Jahre alt und seit Jahren unabhängig. Ihre Mutter um Hilfe zu bitten, verstärkte nur noch ihr Gefühl des plötzlichen, persönlichen Versagens. Aber, verdammte Axt, wen hätte sie sonst kontaktieren können?

Aileana könnte natürlich die Polizei verständigen, doch in Anbetracht ihres Verhaltens in der letzten Viertelstunde würde die sie höchstwahrscheinlich in den Knast werfen. Wenn der rückgratlose Mistkerl, der gerade versuchte, die Badezimmertür einzutreten, etwas konnte, dann war es, sich den Arsch abzulügen, um seine eigene Haut zu retten … Nein, ohne professionelle Hilfe würde sie mit Sicherheit hinter Gittern landen, und zwar schneller, als sie gucken konnte!

“Ja”, Mamas Stimme übermittelte sofortiges Verständnis für den unausgesprochenen Ernst der Lage, “Wo bist du, Süße? Was ist passiert?”

“Ich bin zu Hause … Ich … Ich erzähle es dir später. Dave und ich hatten einen … ähm …”

“MACH DIE VERDAMMTE TÜR AUF, DU DRECKIGE FOTZE!”, brüllte der Mann von draußen.

“… sagen wir mal, wir hatten einen heftigen Ehestreit”, Aileana spuckte einen Mund voll Blut in das Waschbecken, “Ich brauche etwas Unterstützung, bitte?! Aber du darfst Paps nichts davon erzählen! Versprich es mir!!!”

Nicht einmal einen Moment des Zögerns, nur das Zuschlagen einer Autotür im Hintergrund, “Sicher. Nur … wie schlimm ist es? Soll ich ein paar Freunde mitbringen?”

Sollte sie das?

Bis vor einer halben Stunde hätte Aileana bei dem Gedanken gehustet, dass irgendjemand, sie eingeschlossen, Hilfe brauchen könnte, um ihren Mann in einem Schlagabtausch zu besiegen … aber bei allem, was sie jetzt über ihn wusste, war vielleicht etwas mehr Vorsicht angebracht.

“WENN DU ES NICHT TUST, WERDE ICH DIE TÜR VON EINER WARTUNGSDRONE ÖFFNEN LASSEN!”

“Vielleicht gar keine so schlechte Idee …”, gab Aileana zu, “Gib mir eine Sekunde, bitte!”

Sie schaltete die Verbindung stumm und brüllte zurück: “OH, VERPISS DICH, DU KLEINER WICHSER!!!”

Dave brüllte etwas zurück, zweifellos einige vage, wenig schmeichelhafte Bemerkungen über ihre Herkunft, doch die junge Frau blendete seine Stimme aus, während sie in den Spiegel starrte. Sie setzte ihre Finger an beide Seiten ihrer Nase, holte tief Luft, schloss die Augen und schob. Als sich der gebrochene Knochen mit einem üblen Knirschen wieder richtete, sprangen ihr noch mehr Tränen in die Augen. Erneutes beherztes Fluchen brachte minimale und doch spürbare Erleichterung. Nachdem sie sich die Tränen und das Blut abgewischt hatte, fixierte sie die Bruchstelle mit mehreren Lagen kinästhetischen Klebebands aus der Schublade unter dem Waschbecken.

VERDAMMTE AXT!!!

Lieber mal kurz hinsetzen …

Dunkelheit drohte ihren Geist einzuhüllen, als Aileana zur Toilette stolperte. Anstatt sich darauf zu setzen, riss sie im letzten Moment den Deckel hoch und kotzte ihr Frühstück geräuschvoll in die Schüssel. SCHEISSE! Entweder hatte sie zu viel Blut geschluckt oder vielleicht war es auch eine verspätete Reaktion auf den Schlag in ihren Magen …

“Schätzchen? Bist du noch da?”, die nervöse Besorgnis ihrer Mutter verbarg sich kaum in ihrer Stimme, “Antworte mir!”

Aileana spuckte einen weiteren Schluck Speichel aus, räusperte und stählte sich, um zu antworten: “Ich bin hier, Mama, es ist alles in Ordnung. Ich bin nur … Ich bin im Moment sicher. Du musst mir nur Dave vom Hals schaffen, damit ich hier weg kann, bitte. Er wird einlenken, sobald es einen Zeugen gibt, da bin ich mir sicher.”

“Okay …”, ein langer Atemzug, gepaart mit einem kleinen Seufzer, “Ich bin in zwölf Minuten da. Also, was genau ist passiert?”

Ja … was war passiert? Wie konnte dieser Tag so schrecklich schief laufen? Das Wochenende war so schön gewesen, mit ihrer Mutter und ihren Schwestern, die zu ihrem 24ten Geburtstag eingeflogen waren, den Touren, die sie gemacht hatten und bei denen Aileana ihnen all die coolen Orte zeigen konnte, die sie in der Stadt entdeckt hatte …

Mom hatte versucht, ihr wieder diesen Anhänger zu schenken, den silbernen mit dem elegant in Szene gesetzten Wappen ihrer Familie, indem sie sagte: “Ein Baum kann nicht nach dem Himmel greifen, wenn er keinen festen Stand hat.”

Wie schon an ihrem 18. Geburtstag, am Tag ihres Schulabschlusses und bei ihrer Hochzeit weigerte sich Aileana, es anzunehmen. Es erinnerte sie einfach zu sehr an Paps. Der schlug grad irgendwelche Aufstände in den Kolonien nieder oder kämpfte im Krieg oder so … und schickte eine Holokarte, nachdem seine älteste Tochter wie üblich seinen Anruf ablehnte. Sie hatte die Karte ungelesen gelöscht.

Trotz dieser beiden Momente war das lange Wochenende absolut großartig gewesen!

Nun, zumindest für sie. Bedachte man sein heutiges Verhalten, hatte Dave es wohl nicht annähernd so sehr genossen …

“Fang einfach von vorne an, Liebes”, ermutigte Mom, als sich die Stille in die Länge zog.

Aileana schmierte mit einem dieser grässlichen Designer-Gästehandtücher mehr Salzwasser, Rotz und Blut auf ihrem Gesicht hin und her, erhob sich schließlich auf zittrige Beine, schloss den Deckel und setzte sich auf die Toilette. Dann spülte sie.

Draußen wurde auch Dave ruhiger. Vielleicht ging seine Energie zur Neige … oder er hatte sich einen besseren Weg ausgedacht, um zu ihr zu gelangen. Oder er ahnte, dass Hilfe nahte, und dachte sich eine Geschichte aus, welche ihn irgendwie nicht als das miese Arschloch darstellte, das er war.

“Weißt du noch, wie ich dir erzählt habe, dass mein Chef mich ohne ersichtlichen Grund hasst?”, begann Aileana schließlich. Das war wahrscheinlich genauso gut wie jeder andere Ansatzpunkt.

“Klar. Du sagtest, dass er dir immer die Nächte oder die langen Schichten und die ekelhafte Arbeit gibt.”

“Genau. Jetzt, wo ich mit dem Studium fertig bin, dachte ich, es würde besser, doch er hat einen Weg gefunden, mich zu entlassen”, Aileana lehnte sich gegen die Fliesen und drehte den Kopf, um die herrliche Kälte über die Wangenhaut aufzusaugen, “Ich konnte nichts dagegen tun. Als ich heute Morgen zur Arbeit kam, waren alle irgendwie düster und ausweichend. Dann bekam ich meine Sachen und eine Kündigung ausgehändigt.”

“Oh nein! Das tut mir so leid, Liebling!”

“Ach, halb so wild … mit meinen Qualifikationen finde ich einen anderen Job”, was sich vor ein paar Stunden noch wie ein weltenerschütterndes Ereignis anfühlte, war irgendwie zu einem bösen Stich in ihrem Selbstwertgefühl geschrumpft, “Es kotzt mich nur an, dass er gewonnen hat, weißt du? Es ist einfach so … unfair!”

“Und, was hast du deswegen unternommen?”


“Bist du sicher, dass du noch einen haben willst?”, die humanoid anmutende Barkeeperdrohne projizierte ein übertrieben mitleidiges Lächeln in ihrem Gesichtsdisplay. Bereits nach den ersten zehn Minuten waren alle einprogrammierten Smalltalkoptionen ausgeschöpft gewesen und nun begann sie auch noch mit der Gesundheitsanalyse.

War halt kein ordentlicher Pub … in den Highlands ihrer Jugend wäre es auch so früh am Morgen kein Problem gewesen, sich unter den Tisch zu trinken. Ohne dumme Sprüche dafür zu ernten. Die kamen erst am Tag danach.

“Ja”, dezent angenervt schob Aileana das Weinglas näher an die Flasche heran, die die mechanische Hand in der Luft hielt, “nach diesem Glas geh ich nach Hause. Versprochen.”

Die Drohne nahm sie beim Wort und füllte ihr Glas auf. Da sie eine von nur drei Gästen zu dieser gottverlassenen Tageszeit war, konnte der Blechhaufen ihr Geschäft kaum abschlagen.

Einer der anderen Gäste, ein untersetzter älterer Herr schaute mit blutunterlaufenen Augen zu ihr rüber. Es schien ihm nicht zu gefallen, eine mäßig attraktive Frau in einem solchen Zustand zu sehen. Oder vielleicht überlegte er auch nur, wie sie wohl nackt aussah. Vielleicht spielte ihr Verstand Aileana auch nur einen Streich. Weshalb sollte sich ein Fremder für ihre Situation interessieren?

Das Arschloch von Chef hatte es definitiv genossen, aber sowas von. Er ließ sie nicht einmal an ihren Arbeitsplatz gehen, sondern händigte ihr ihre Sachen an der Rezeption aus, mit der Drohung, dass der Sicherheitsdienst sie hinausbegleiten würde, sollte sie eine Szene machen. Eine tolle Erfahrung an einem Montagmorgen, wirklich.

Zumindest die beiden Empfangsdamen schienen verhalten angewidert.

Verdammt, Aileana hatte sich wirklich darauf gefreut, endlich anständig für den Scheiß bezahlt zu werden, den sie hier machen musste. Aber vielleicht war dies der Anstoß, den sie brauchte. Vielleicht wäre ein anderer Arbeitgeber, IRGENDEIN ANDERER Arbeitgeber, besser als dieses schlecht geführte Drecksloch, in dem jeder kleine Trottel mit einem Quäntchen Macht diese zum kollektiven Nachteil seiner Untergebenen frei ausüben durfte …

Doch sie war ein Highlanderin und der Stachel der Niederlage brannte heiß in ihrer Brust. Von einem verdammten Halbbürokraten abgesägt zu werden, der keine Ahnung von den Entscheidungen hatte, die sie und ihre Kollegen jeden Tag über Leben und Tod treffen mussten, war zum Verrücktwerden!


“Ich hab mir Wein und Eiscreme besorgt und bin nach Hause gefahren.”

Das war keine Lüge, das hatte sie getan … nachdem sie die Bar verließ.

Sie war gar nicht so betrunken gewesen. Es war ja auch nur Wein. Aber vielleicht, nur vielleicht, hatte es ihre Zündschnur ein wenig verkürzt. Wenn man zudem noch die Kündigung und das, was sie zu Hause vorfand, hinzuzählte, konnte man doch bestimmt selbst einer normalerweise sanftmütigen Frau nachsehen, dass ihr mal die Sicherung durchbrennt, oder?

“Mh-hm”, sagte Mama, die ihr das offensichtlich nicht abnahm, “Und was dann?”


“Alles in Ordnung, Fr. Munroe?”, der pickelgesichtige junge Mann hinter dem Empfangstresen blickte von seinen Holoschirmen auf, als sie zur Vordertür hereinkam.

Aileana blinzelte ihn ein oder zwei Augenblicke verdutzt an und nickte anschließend, “Ja. Wer sind Sie?”

Ihr Mann und sie wohnten schon seit über einem Jahr in diesem Wohnkomplex und sie hatte diesen Typen noch nie gesehen.

“Spencer Stewart”, er streckte ihr die Hand entgegen. Wie im Widerspruch zu seinem Äußeren war seine Bewegung zügig, sein Ton selbstbewusst und ruhig. Und er trug die Livree, die sie gewohnt war, zu sehen, wenn sie hier ein- und ausging. “Ich bin die Vertretung. Joe musste unerwartet aus familiären Gründen abreisen und ich war der Einzige, der zur Verfügung stand. Sie können aber sicher sein, dass ich bei allen Aufgaben, die Sie mir übertragen, die gleiche Qualität und Diskretion an den Tag legen werde.”

“Oh. Gut zu wissen”, Aileana hörte nicht richtig zu, da ihre Gedanken schon wieder abschweiften.

Wie sollte sie Dave diesen Schlamassel erklären? Er ermutigte sie stets, es durchzuziehen, und obwohl er sie auf stille, unaufdringliche Weise unterstützte, wirkte er bei den letzten Malen, als sie versuchte, über ihre beruflichen Probleme zu sprechen, wenig begeistert, ja beinahe abweisend. Andererseits hatte er auch seine eigenen beruflichen Probleme. Über die sie nichts wissen durfte, nicht einmal als seine Ehefrau. Doch sie hatte sich zusammengereimt, dass es wohl mit einem politischen Gegner oder Ähnlichem zu tun haben musste. Und vor ein paar Wochen gab er ihr diese kryptische Warnung, nicht mit Fremden zu sprechen, die Fragen über ihn stellten. Als sie aber nach mehr Details fragte, blockte er ab.

Nun … wenigstens hatte sie viel Zeit, bevor er nach Hause kam, was meist spät am Abend war.

“Soll ich Ihnen einen Lift rufen?”, Spencer Steward deutete auf die Reihe glänzender Metalltüren an der Wand rechts neben seinem Tresen, welche im Moment alle geschlossen waren, die Holonummern darüber erloschen.

“Sicher, danke”, sie nickte, “Zweiunddreißigster Stock, bitte.”

“Ich weiß”, er lächelte deflektierend.

Natürlich führte sein Arbeitgeber Dossiers über jeden, der hier wohnte, sodass das Personal maximal hilfsbereit sein konnte und die hochkarätigen Kunden nicht mit Fragen über für sie selbstverständliche Details belästigte …

Mensch, selbst nach drei Jahren stolperte Aileana immer noch über solche Dinge und hatte das Gefühl, nicht ganz dazuzugehören. Heute mehr denn je.

“Nebenbei bemerkt, Ihr Mann arbeitet heute von zu Hause aus”, teilte Spencer sein hilfreiches Wissen, kurz bevor sich die Lifttüren schlossen.

So ein Mist …

Aileana seufzte und verschob den Karton und die Tüte mit den Lebensmitteln in ihren Armen, um sich das Gesicht zu reiben.

Genau das, was sie jetzt brauchte …

Als das Klingeln des Lifts ertönte und die Türen aufgingen, überlegte sie, ob sie zurück nach unten fahren und ein Spa oder etwas Ähnliches aufsuchen sollte. Einerseits wollte sie ihn nicht überrumpeln und seine Arbeit stören. Andererseits wollte sie nicht hineingehen, sich davonstehlen und so tun, als sei alles in Ordnung, während ihre schlechte Laune in aller Stille an ihrer Seele nagte. Doch die Flucht würde das Unvermeidliche nur hinauszögern. Irgendwann würde sie es ihm sagen müssen und auch wenn er gerne beteuerte, dass er genug Geld verdiene und sie eigentlich gar nicht arbeiten gehen müsse, wusste sie, dass das zusätzliche Einkommen mehr als praktisch war. Außerdem hatte sie ihm schon oft erklärt, dass sie ihren Job nicht wegen des Geldes machte. Dave schien das nie zu verstehen. Doch gerade seine Sichtweise, die so ganz anders war als alles, was in ihrer Familie vertreten wurde, hatte sie dazu gebracht, sich in ihn zu verlieben.

Vielleicht hatte er auch hierzu eine andere Sichtweise, eine, die ihr ein besseres Gefühl geben würde. Er hatte sie schon öfter überrascht …

Schließlich verließ sie den Aufzug und schritt auf die Tür am Ende des linken Korridors zu. Mit einem tiefen Atemzug aktivierte Aileana Munroe die BCI-Erkennung des Schlosses und beobachtete, wie die Tür aufschwang.

Doch was für ein Anblick erwartete sie hinter dieser Tür.


Nachdem sie sich mehrmals räusperte, da sie nicht wusste, wie sie das, was sie bei ihrer Rückkehr nach Hause vorfand, ausgerechnet ihrer MUTTER erklären sollte, seufzte Aileana schließlich.

“Liebes, was ist passiert?”, die Stimme am anderen Ende der Verbindung war immer noch warm und mitfühlend, doch sie enthielt auch diesen ‘Jetzt rück schon raus mit der Sprache’-Ton, welchen jedes Kind zu Genüge kannte.

“Als ich nach Hause kam, war Dave nicht allein”, Aileana schluckte den Kloß in ihrem Hals hinunter, dann stand sie auf, um sich ein Glas Wasser aus dem Wasserhahn zu zapfen. Ihr Mund war trocken wie die Wüste, “Seine Sekretärin war auch da.”

Als sie wieder in Schweigen verfiel, murmelte Mama schließlich: “Ich verstehe.”

“Auf dem Küchentisch … Wo ich mein Frühstück mache.”

“Verstehe.”


Nachdem Aileana einen Moment lang verblüfft die Szene vor sich wahrgenommen hatte, bewegte sie sich.

Daves Augen waren geschlossen, seine Ohren wahrscheinlich voll von seinem eigenen Stöhnen, so dass er die neue Person im Raum erst bemerkte, als seine Frau deftig eine Handvoll Haare seiner Sekretärin packte und das Gesicht der erschrockenen Brünetten von seinem Schwanz riss. Das Klappern des Kartons und der Einkaufstüte hallte um sie herum, als Aileana die zierliche Frau aus der Wohnung und direkt zur Treppe zerrte.

“Was zum …”, der benommene Gesichtsausdruck der nackten Frau verwandelte sich in Panik, als sie die Treppe hinunterstarrte, “Was machst du … NEIN! LASS MICH LOS!”

“… DU DRECKIGE, KLEINE HURE!”, beendete Aileana ihre Tirade, von der sie gar nicht gemerkt hatte, dass sie sie schimpfte, mit einem geschickten Tritt in die Kniekehlen der Frau.

Normalerweise war sie kein gewalttätiger Mensch. Ganz im Gegenteil. Doch in diesem Moment schien ihre ganze Sicht von einem roten Schleier überlagert und die Wut brannte hell in ihren Adern.

Die Sekretärin stieß einen spitzen Schmerzensschrei aus und stürzte die Treppe hinunter, wobei sie hilflos mit Händen und Beinen umherwedelte.

Aileana blieb nicht stehen, um zu verfolgen, wie weit sie hinunterrollte, sondern drehte sich auf den Fersen um und stapfte zurück in die Wohnung.

“BIST DU WAHNSINNIG?”, Dave hüpfte auf einem Bein, während er verzweifelt versuchte, in seine Hose zu schlüpfen und den Verschluss zu schließen. Das teure Kleidungsstück war mit Rotwein besudelt, denn die Glasflasche war geplatzt und hatte die Einkaufstüte aufgeschlitzt, so dass sich eine immer größer werdende Lache auf dem Boden bildete.

“ICH??? WAS ZUM TEUFEL, DAVE?”, Aileana kümmerte sich nicht einmal um den Wein, sondern stürmte einfach durch die Pfütze auf ihn zu und verpasste ihm einen Schlag mitten ins Gesicht.

Den Genen ihres Vaters sei Dank war sie mit ihren 1,84 m eine große Frau und hatte seiner kleineren, wenn auch besser trainierten Figur durchaus etwas entgegenzusetzen. Er schüttelte den Schlag schnell ab, bevor er zum reflexiven Gegenschlag ausholte.

Sie wich instinktiv aus. Paps’ Training kam ihr sofort wieder in den Sinn, die Bewegungen, welche sie in ihrer Kindheit immer wieder ausführen musste, waren noch immer fest in ihrem Muskelgedächtnis verankert, obgleich ihr Verstand alles getan hatte, um sie auszulöschen.

“WIE LANGE?”, wollte sie wissen, “WIE LANGE LÄUFT DAS SCHON?”

“ES WAR DAS ERSTE MAL, ICH SCHWÖRE!”, beteuerte er, doch sie konnte die Lüge praktisch spüren.

Ihre Wut verlieh der ohnehin schon großen Frau unerwartete Kraft und sie schlug erneut zu. Dave duckte sich, doch ein Teil von ihr hatte damit gerechnet und ihr zweiter Angriff traf ihn direkt mit einem Aufwärtshaken unter dem Kiefer. Als er sich den Mund hielt und zurückstolperte, konnte sie sehen, wie das Blut heruntertropfte.

“WIE LANGE???”

“FUCK!”, er pflückte einen Zahn aus seinem Mund und starrte ihn an. Jetzt flammte auch in seinen Augen Wut auf und er griff nach einem Messer vom Hackblock, “Du hast einen Zahn ausgeschlagen! Du trampelndes Gnu!”

“Wie hast du mich gerade genannt?”, Aileanas Augen verengten sich zu gefährlichen Schlitzen, “Du betrügerisches Stück Scheiße?”

“Meine Mutter hatte recht mit dir!”, jammerte er, “Du taugst nichts! Du weißt verdammt nochmal nicht, wie man sich benimmt! Du bist eine verdammte Schande und es ist kein Wunder, dass ich mit einer Frau wie dir nicht gewählt worden bin! Ich hätte mir einen netten Arsch aus Harvard oder Yale suchen sollen, nicht so eine Idiotin aus dem Hinterland, die nicht mal so tun kann, als wäre sie eine hübsche, hilfsbereite Hausfrau!”

Was jetzt? In welchem verdammten Jahrhundert war er denn plötzlich stehengeblieben?

“Willst du wirklich meine Intelligenz UND meine Herkunft beleidigen?”, knurrte sie.

Sie sah sofort, dass er keine Ahnung hatte, wie man ein Messer benutzt und noch weniger, wie man damit kämpft. Ihr Paps hatte es ihr zwar beigebracht, doch so tief würde sie nicht sinken, also packte sie lediglich das dicke Holzschneidebrett zur Verteidigung.

“Und ob ich das tue!”, brüllte er, “Und mit dem, was du gerade angerichtet hast, werden meine Anwälte ihre reine Freude haben! Du wirst hier als arme Frau rausgehen! Du wirst keinen einzigen Subcredit von meinem Geld sehen!”

“Von deinem Geld? Willst du mich verarschen? Ich war nie an deinem Geld interessiert, du betrügerischer Wichser! Und nebenbei bemerkt: Deine Mutter ist eine fiese, vertrocknete Fotze mit einer himmelhohen Nase und ich habe sie nie gemocht!!!”

Da ging er auf Aileana los. Sie fing sich einen flachen Schnitt am Oberarm, weil sie zu langsam war, um seinen Angriff rechtzeitig zur Seite zu fegen. Es folgte ein Schlag in ihren Magen, bevor er seinen Arm hob, um den Stahl nach ihrem Gesicht zu schwingen. Scheiße, er war stärker, als sie es je von ihm erwartet oder erlebt hatte. Wut funktionierte nicht nur bei ihr, wie es schien …

In einem verzweifelten Versuch, sich zu schützen, erwischte sie sein Handgelenk mit dem Brett und schlug es auf den Tresen. Ein feines Knacken, das vom Brechen winziger Knochen herrührte, hallte durch den Raum, gefolgt von einem schmerzerfüllten Aufschrei. Seine andere Faust holte zur Revanche aus und traf sie genau auf die Nase. Blut spritzte auf ihre Lippen und in ihre Mundhöhle, während Aileana zurückstolperte.

Scheiße, sie konnte diesen Kampf nicht durchhalten!

“Erkenne stets, wann du geschlagen bist”, meldete sich die Stimme ihres Paps unaufgefordert in ihrem Gedächtnis, “wenn nötig, ziehe dich lieber zurück, als eine schwere Verletzung zu riskieren.”

Zu spät, Paps …

Mit einem letzten, verzweifelten Schwung schlug sie das Brett seitlich gegen seinen Kopf, dann drehte sie sich um und rannte davon.

Vielleicht war es die verschwommene Sicht oder ihr verwirrter Verstand, vielleicht war es auch die tiefe Angst, dass sie nicht in der Lage sein würde, ihm davonzulaufen, die sie dazu drängte, sich zu verbarrikadieren, anstatt zu riskieren, auf der Treppe überholt zu werden. Auf jeden Fall stolperte sie nicht zum Eingang, sondern stürzte ins Gästebad, schlug die Tür hinter sich zu und commte die erste Person, die ihr einfiel.


“Bleib ruhig, Schätzchen, ich bin praktisch vor der Tür”, beruhigte Mom. “Ich habe einen Freund angerufen, er wird gleich hier sein. Paps kennt ihn nicht. Es wird alles gut werden. Du wartest noch ein paar Minuten, okay?”

“Okay”, die Enge in ihrer Brust ließ ein wenig nach.

“Gut”, antwortete Mom, ganz sachlich, “Okay, was macht Dave jetzt? Ist er noch in der Wohnung?”

“Ich …”, Aileana wurde plötzlich klar, dass sie seit … nun, sie war sich nicht einmal sicher, wie lange sie schon keine Geräusche mehr hinter der Tür gehört hatte. Die Angst stieg wieder in ihr auf und ihre Stimme reduzierte sich auf ein unwillkürliches Flüstern, “Ich weiß es nicht.”

“Spray!”, riss ihre Mutter sie aus ihrer Angststarre, “Schau unters Waschbecken! Ist da sowas wie Reinigungsspray, Deo, Lufterfrischer? Irgendwas, das die Augen irritiert? Ein Pfeffersprayersatz?”

Aileana umfasste den Griff und riss in ihrer Panik beinahe das dekorative Unterschränkchen von der Wand … oder zumindest die minimalistische Tür davon ab.

Wo im Haus ihrer Eltern, einem jahrhundertealten, weitläufigen Herrenhaus mit echten, menschlichen Angestellten, all diese Dinge zu finden wären, starrte ihr hier gähnende Leere entgegen. Sämtliche Reinigungs- und Wartungsfunktionen wurden hier von zentral gesteuerten Drohnen übernommen, welche die verschiedenen Stoffe in Tanks mit sich transportierten … oder so ähnlich. Jedenfalls war hier nichts.

Moment, hatte Caley ihr am Wochenende nicht was erzählt über …

Aileana riss die kleine Zierleiste aus Metall von der sowieso schon malträtierten Schranktür, dann suchten ihre Augen die Wand ab, bis sie die kleinen Löcher fand.

Sie rammte die Leiste in die Vertiefung, welche auf eine Öffnungsmöglichkeit hinwies, welche vermutlich normalerweise per BCI getriggert wurde. Ein bisschen Fummeln und Stochern, dann sprang die Verblendung ab und der Lufterfrischer gab einen entrüsteten kleinen Puff parfümierter, geruchsbindender Chemikalien ab. Die kleine Vaporisierungseinheit eignete sich nicht wirklich, um als Sprayersatz zu dienen, aber vielleicht war die grünliche Flüssigkeit in der Glasampulle dennoch …

Aileana tastete ihre Taschen ab. Tatsächlich fand sie einen der Hyposprayköpfe, die sie gelegentlich gedankenverloren dort bunkerte. Ein Grund, den ihr Chef genutzt hatte, um sie des Diebstahls zu bezichtigen und rauszuschmeißen …

Sie brach den Teil raus, der dazu da war, die angeschlossenen Flüssigkeiten so fein zu dosieren, dass man sie durch die Haut hindurchsprühen konnte und erleichterte den Lufterfrischer um seinen Tank. Tatsächlich ließ er sich in den Hypodispenser einlegen, auch wenn die Ampulle einige Millimeter schmaler war.

Hoffentlich zog der Unterdruck dennoch die Flüssigkeit raus.

“Habs!”, meldete Aileana.

“Sehr gut!”, lobte Mom, “Versteck dich!”

“WO DENN?”

“Optimalerweise dort, wo er an dir vorbeigeht und du ihm in den Rücken fallen kannst. Erinnerst du dich an die Überwältigungsübungen?”

“Verdammt, ja … aber …”, Aileana blickte sich in dem kleinen Raum um. Hastige Schritte dröhnten im Flur, dann war ein Kratzen und Klacken am Schloss zu hören.

Dave hatte wohl tatsächlich eine Drohne gefunden, die ihm die Tür öffnete …

“Kein ‚aber’, junge Dame!”, in Moms Tonfall mischten sich strenge Schärfe und Besorgnis, “Verstecken oder Ausweichen, dann Überwältigen! Du weißt, wie das geht! Paps hats dir beigebracht! Nutze deine Umgebung!”

Nutze deine Umgebung …, sie war keine Guerillakämpferin; ihr Job war es, Menschen zu helfen, nicht, sie zusammenzuschlagen!

Aber, verdammte Axt, egal, wie sehr Aileana die Methoden ihres Vaters verabscheute, sie würde sich auch nicht wie eine dummer kleine Zivilistin von ihrem verräterischen Mistkerl von einem Ehemann überwältigen lassen, wenn Hilfe praktisch schon vor der Tür stand! Dave würde keinen Finger mehr an sie legen, nicht mal einen kleinen!

Mit neuer Überzeugung gewappnet, stieg Aileana auf die Toilette und von da aus auf das kleine Waschbecken. Dann presste sie sich gegen die Wand, fixierte den Tank im Hypodispenser mit zwei Fingern und dem Handballen der anderen Hand. Scheiße, wenn das mal gut ging …

Keine Zeit für Zweifel. Die Tür wurde aufgerissen und Dave steckte seine wutentbrannte Fratze in den Raum. Aileana hielt voll drauf und bekam etwa zwei Sekunden sowas wie Spritzer aus dem Injektor, bevor dieser anfing zu stottern und zu sabbern.

Es reichte.

Ihr Mann schrie in überraschtem Schmerz auf. Etwas klapperte zu Boden, als seine Hände reflexartig zu seinen Augen schnellten und er sich zur Flucht wandte.

In einem ungeahnten Anfall sportlicher Geschicklichkeit griff Aileana nach dem Türrahmen und schwang sich auf seinen Rücken. Verzweifelt hielt sie sich fest und versuchte, den Würgegriff anzusetzen. Dave fluchte, die Worte zu schnell und verknurrt, und ihr Geist zu sehr in Panik, als dass sie noch den Sinn der einzelnen Begriffe hätte erfassen können.

Als er ihre Beine um seine Taille nicht zu lösen vermochte, stolperte er in eine halbe Drehung und rückwärts, um sie gegen die Wand zu pressen. Halbblind wie er war, erwischte er den Türrahmen und ein elektrisierender Schmerz schoss Aileanas Wirbelsäule empor.

VERDAMMTE AXT!

“Das Ziel ist nicht, deinem Gegner die Luft abzudrücken,” hallte Paps Stimme in ihrem Kopf wider, “sondern die Arterien, so dass Blut- und somit Sauerstoffversorgung des Gehirns ausbleiben. Die Ohnmacht kommt so viel schneller.”

Eine längst vergrabene Muskelerinnerung fuhr in Aileanas Arme und der Griff saß plötzlich. Daves Wortschwall ging abrupt in ein keuchendes Gurgeln über. Er versuchte, ihr seinen Hinterkopf ins Gesicht zu schmettern, doch sie wich aus.

Tatsächlich dauerte es nicht lange, bis die Kraft aus seinem Körper wich und er in die Knie ging. Auch wenn ihr jede einzelne Sekunde wie eine Ewigkeit vorkam, wartete sie, bis er wirklich erschlaffte und sich nicht mehr rührte.

Und dann noch einen Moment länger.

Über ihre rasselnden Atemzüge hörte die junge Frau gar nicht, wie sich die Vordertür öffnete. Erst als eine bekannte Silhouette auf sie zustürmte, schaute sie auf.

“Es reicht, Liebling, er ist ohnmächtig”, Mama steckte die gezückte Pistole zurück in den Halfter an ihrer Hüfte und legte zwei schmale Hände um die Unterarme ihrer Tochter. Mit nachhaltigem Druck zog sie sie auseinander, “Er kann dir nichts mehr tun, Aileana. Lass los. Gut so. Komm her, Liebling.”

Ein Zittern fuhr durch den Körper der jungen Frau und sie ließ sich in die ihr entgegengestreckten Arme fallen.

Moms Begleiter zog Daves Gestalt zur Seite und fühlte dessen Puls.

“Also, dieser Michael ist ein ehemaliger Schüler von dir?”, fragte Aileana zehn Minuten später, während sie auf die Holodarstellung ihrer eingelagerten, modischen Kleidungsstücke starrte.

“Ja, er ist vor fünf Jahren hierher gezogen”, bestätigte ihre Mutter, während sie den Inhalt des Nachttischs ohne viel Aufhebens in eine Transportbox ausleerte.

“Und er ist Privatdetektiv?”

“Tatsächlich bin ich das”, für Michael Carmichael war es ein Einfaches gewesen, den Schwebekoffer aus dem hohen Fach herauszuheben. Er schob ihn mit geschäftiger Eile kurzerhand direkt unter die Kleidungsausgabe, drückte dann den Holoknopf, um den kleinen Ausgabetisch einzufahren, “Ich habe eine kleine Agentur zwei Viertel weiter. Also, was wollen Sie mitnehmen? Wir sollten alles beeinander haben, bevor die Polizei auftaucht. Wir können es in meinen Gleiter laden, während Sie ihre Aussage machen und sich untersuchen lassen.”

“Ich will mich nicht untersuchen lassen”, Aileana streckte die Hand aus, zog sie dann wieder zurück, unschlüssig darüber, was sie einpacken sollte.

“Wenn Sie einfach abhauen, sieht das nicht sehr gut aus”, gab Carmichael zu bedenken, “Sie müssen Ihre Seite des Ganzen darstellen. Eine Untersuchung untermauert Ihre Aussage. Macht es auch einfacher bei der Scheidung.”

Aileana blinzelte verwirrt. Ach ja, sie war mit dem Mistkerl verheiratet … Scheiße.

“Wie aufwendig ist so eine Scheidung?”

Nicht, dass ihre Mom da was zu sagen könnte …

Wieder antwortete Carmichael, der gerade dabei war, Aileanas altmodische Rahmen mit den Urkunden und Zeugnissen abzuhängen, um sie im Koffer zu deponieren, “Sie waren erst zwei Jahre verheiratet, und mit dem, was grade vorgefallen ist, und da keine Kinder im Spiel sind, sollte das recht unkompliziert über die Bühne gehen. Die Klärung der Schlägerei wird wohl längere Zeit in Anspruch nehmen.”

“Heißt das, ich kann den Planeten nicht verlassen oder sowas?”

Mom schaute hoffnungsvoll auf, “Möchtest Du zurück nach Hause kommen? Wir können heute Abend ein Shuttle nehmen, wenn die Behörden es erlauben.”

“Nein”, Aileana schüttelte den Kopf. Dann schob sie die abgebildeten Klamotten beiseite, weiter und weiter, bis sie bei den alten, bequemen Sachen ankam, welche sie vor dieser Beziehung bevorzugt hatte, und drückte auf ‘Ausgeben’, “Ich will weg. Ganz weit weg. Vielleicht zum Mars oder so … ich muss mal was Neues sehen.”

Mit einem Rasseln segelten die Klamotten aus der Ausgabe direkt in den Koffer.

“Aber … Liebling …”, Mama schüttelte besorgt den Kopf, “Es ist Krieg!”

“Das ist kein Krieg, das ist eine Reihe unnötiger Scharmützel irgendwo bei Jupiter und Saturn!”, erwiderte Aileana, “So weit weg will ich jetzt auch nicht. Mars ist sicher!”

Die beiden anderen tauschten einen langen Blick aus, dann zuckte der Privatdetektiv mit den Schultern, als wolle er sagen: ‘Hey, sie ist Ihre Tochter, nicht meine!’

“Und außerdem bin ich erwachsen!”, Aileana deutete mit dem Zeigefinger auf ihre Mutter, “Und nur, dass das klar ist: Wenn Du Paps von dem Mist hier erzählst, dann sag ich ihm, dass du dich rein zufällig mit einem Privatdetektiv zum Tee getroffen hast, am selben Tag, als der Concierge plötzlich gewechselt hat und ich über das da gestolpert bin!”

Sie zeigt auf die Tür Richtung Wohnzimmer. Sicherlich hatte ihre Mom das hier nicht eingefädelt, auf keinen Fall … aber im Gegensatz zu Dave war sie absolut treu. Egal, was Aileana von ihrem Paps hielt, ihre Eltern hatten etwas besonderes … etwas, das sie selbst vielleicht niemals erleben würde.

Nein, Mom wollte eigentlich gestern abreisen und die Art, wie sie mit Dave gesprochen hatte … irgendwas war da abgegangen, da war Aileana sich jetzt sicher.

Carmichael war nicht durch Zufall hier.

War Aileana womöglich durch diese Aneinanderreihung schlechter Umstände selbstständig über das gestolpert, was ihre Mutter den Privatdetektiv angestellt hatte, herauszufinden?

Die Gesichter der beiden anderen gaben nichts preis, als die junge Frau jeden mit einem langen Blick durchbohrte. Trotz ihrer Unsicherheit legte sie selbstbewusst nach: “Ich bin nicht doof, Mom! Ich weiß, dass Du Dir nur Sorgen machst, aber das hier ist mein Schlamassel und es ist mein gutes Recht, ihn so weit hinter mir zu lassen, wie ich will!”

Amanda MacAllister trat mit einem tiefen Seufzer um das Bett herum und zog ihre älteste Tochter in eine liebevolle Umarmung. Nach einer Weile murmelte sie: “Ach, Liebling, ich weiß, Du willst das nicht hören, aber Du bist Deinem Paps so viel ähnlicher, als Du denkst.”

“Du hast Recht”, murmelte Aileana gegen die Wange ihrer Mutter, wobei sie Carmichaels Grinsen geflissentlich ignorierte, “Das will ich nicht hören. Aber ja, ich hab Dich auch lieb. Danke, Mama.”

~Das Ende~

Der Zorn einer MacAllister